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Gesundheitsvorsorge
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Herbst_Winter_2024
TIPP: Mobbing-Tagebuch
Gruppe. Also muss es dort bearbeitet wer den, wo es entsteht – und nicht beim betrof fenen Kind/Jugendlichen allein. Bevor Sie handeln, sollten Sie die Situation genau klären: Was genau ist vorgefallen? Wer ist beteiligt? Wie lange geht das Mob bing bereits? Oft ist es nützlich, alles genau aufzuschreiben (siehe Kasten), auch um es dann gut strukturiert besprechen zu kön nen. Kontaktieren Sie die Schule oder den Verein und suchen Sie das Gespräch mit Lehrkräften, Schulpsychologie, Schul- oder Vereins- bzw. Gruppenleitung. Es ist wich tig, dass das Problem offen angesprochen wird und alle Beteiligten, einschließlich der Täter und deren Eltern, in den Lösungspro zess einbezogen werden. In manchen Fällen kann auch externe Hilfe (z. B. von Bera tungsstellen) hilfreich sein. Hilfe, mein Kind mobbt! Es ist für Eltern oft schwer zu akzeptieren, dass das eigene Kind andere mobbt. Dafür kann es viele Gründe geben – versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind zum Mobben bringt, was es davon hat: Geht es um Aner kennung oder regiert es seine Wut oder Lan Mobbing besteht aus vielen verdeck ten und subtilen scheinbaren„Kleinig keiten“, deren Ausmaß, Rücksichtslo sigkeit und Brutalität erst in der Summe sichtbar und nachvollziehbar werden. Ein „Mobbing-Tagebuch“ hilft beim Faktensammeln: Wer hat was wann gemacht? Wer war noch dabei? Parallel dazu ist es empfehlenswert, ein„Freude-Tagebuch“ zu schreiben. Das hilft, Mut zu schöpfen und die Welt auch in ihrer Schönheit und Buntheit zu sehen. Was läuft alles gut? Was hat heute Freude gemacht? Wer hat mir und wem habe ich„Gutes“ getan? Quelle: Rat auf Draht Elternseite: https://elternseite.at/de/themen
das bloße „An derssein“ eines Kindes/Jugend lichen – sei es durch Aussehen, Herkunft oder Interessen – kann Mobbing auslösen. Ein weiteres häufiges Motiv ist der Versuch, Macht und Kontrolle über andere zu gewinnen. Die Täter fühlen sich durch das Quä len anderer stark und werden da
Mobbing erkennen Gemobbte Kinder/Jugendliche suchen die Ursache des Problems anfangs meist bei sich selbst, daher vertrauen sie sich nie mandem an. Sie schämen sich oft und er zählen nicht, was ihnen in der Schule, im Verein oder beim Spielen oder Chillen mit den anderen Schlimmes passiert. Daher ist es für Eltern wichtig, auch auf kleine Sig nale zu achten: Wenn ein Kind sich zu rückzieht, nicht mehr über die Schule spricht oder plötzlich keine Freunde mehr mit nach Hause bringt oder nicht mehr zum Spielen hinaus gehen möchte, könnte das ein Hinweis auf Mobbing sein. Weitere Anzeichen können plötzlicher Leistungs abfall in der Schule sein oder unerklärliche Verletzungen, beschädigte Kleidung oder „verlorene“ Schulsachen oder Taschengeld. Oft leiden Kinder und Jugendliche, die ge mobbt werden, auch unter körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Bauch schmerzen oder Schlafstörungen. Mögli cherweise haben sie Albträume oder wir ken ängstlich oder gereizt. Ein weiteres Warnsignal ist, wenn plötzlich der Schul weg geändert oder versucht wird, die Schule, den Verein oder die Gruppe über haupt zu meiden. Mobbingverdacht: Was tun? Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind gemobbt wird, sollten Sie ruhig und einfühl sam auf das Problem zugehen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie immer für es da sind und es ernst nehmen. Ermutigen Sie es, of fen über seine Gefühle zu sprechen, aber drängen Sie es nicht. Vorwürfe oder beleh rende Kommentare sind nicht angebracht, weil sie das ohnehin geschwächte Selbst wertgefühl des Kindes, das sich dem Mob bing ja hilflos ausgeliefert fühlt, noch weiter untergraben. Auch wenn ein Kind oder eine/e Jugendliche/r meint, dass das Mob bing nur das eigene, persönliche Problem wäre: Mobbing ist immer ein soziales Phä nomen – zwischen mindestens zwei Kin dern/Jugendlichen oder innerhalb einer
durch von ihrer Gruppe bewundert. Auch Langeweile oder das Nachahmen von älte ren Vorbildern können eine Rolle bei Mob bing spielen. Wer wird zum Opfer? Theoretisch kann jedes Kind, jede/r Ju gendliche zum Mobbingopfer werden. Be sonders gefährdet sind jedoch Kinder oder Jugendliche, die sich in irgendeiner Weise von der Gruppe unterscheiden: sei es durch ihre Persönlichkeit (z. B. besonders schüchtern, aber auch besonders „brav“), durch ihr Aussehen (z. B. dicker/dünner als „die anderen“) oder durch ihre Interes sen (z. B. sehr gern/gar nicht gern lesen – je nachdem, was bei den anderen Kindern/ Jugendlichen „angesagt“ ist). Mobbingopfer sind häufig eher still, unsi cher und ziehen sich zurück, was sie für Täter zu einem leichten Ziel macht. Oft haben sie ein geringes Selbstwertgefühl und können sich selbst nicht wehren. Ei ne weit verbreitete Annahme ist, dass Op fer „selber schuld“ an ihrer Situation sei en. Das ist schlicht und einfach falsch: Die Verantwortung liegt ausschließlich bei den Tätern und denjenigen, die durch Wegsehen oder Mitmachen das Mobbing unterstützen.
Fotos: Adobe Stock, Schiffer
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