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zum Herausnehmen: Sonderheft Impfplan

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10–12 2024

Wir haben den erfahrenen Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde Hans Jürgen Dornbusch aus Graz um seine Meinung zur aktualisier ten Impfempfehlung des NIG gebeten. Kinder gegen COVID impfen oder doch nicht?

früher – und zwar nach 4 Monaten – geimpft werden. Falls das Kind unbemerkt COVID hatte – es gibt ja auch symptomfreie Verläufe –, ist es kein Problem, wenn geimpft wird. Eine Antikörperbestimmung vor oder nach der COVID-19-Impfung ist weder er forderlich noch empfohlen (Ausnahme: immunsupprimierte Personen). Empfehlungen für die Zeit nach der COVID-Impfung • drei Tage körperliche Schonung • eine Woche kein Sport • bei Atemnot oder Brustschmerzen umgehend Ärztin/Arzt aufsuchen bei Erschöpfung, Müdigkeit oder Fieber innerhalb von 3 Wochen nach der Impfung: körperliche Anstren gung und Leistungssport unbedingt vermeiden Über den Nutzen Die Impfung sollte bevorzugt im Herbst er folgen, weil die Infektionsgefahr im Herbst/ Winter höher ist. Zusätzlich können die allgemeinen Schutz- und Hygienemaßnah men (inkl. dem Tragen von Masken) in Ab hängigkeit von der epidemiologischen Si tuation hohe Bedeutung in der Vermei dung der Infektionsausbreitung haben, so die aktualisierte Empfehlung. • Die COVID-19-Impfung vermindert nachweislich das Risiko, schwer zu er kranken. Erkrankt man trotzdem, so ist der Ver lauf in der Regel kürzer und milder. Die Wahrscheinlichkeit von Long CO VID ist bei Geimpften geringer. Personen, die den COVID-Impfschutz erneuern, haben besonders in den ers ten Wochen nach der Impfung ein um 40–50 Prozent geringeres Risiko einer symptomatischen Infektion, d. h. falls sie sich anstecken, verläuft es ohne Krankheitszeichen. • • • • •

„Gesund. Und wie!“: Herr Dozent Dornbusch, die aktualisierte COVID Impfempfehlung ist sehr offen formu liert – was sagen Sie Eltern, die fragen, ob sie ihr Kind impfen lassen sollen? Dornbusch: Laut Impfplan ist die Imp fung empfohlen, wenn bestimmte Risiko Umstände – die so genannten Indikatio nen – vorhanden sind. Und diese gelten selbstverständlich auch für Kinder. Zum Beispiel Grunderkrankungen von Herz und Lunge, Immundefekte oder ein be handlungsbedingt unterdrücktes Immun system, die Unterbringung in Heimen/ Pflegeeinrichtungen usw. Wenn solche Risikofaktoren vorliegen, gibt es eine klare Empfehlung, ab dem vollendeten 6. Le bensmonat zu impfen. „Gesund. Und wie!“: Und wie ist es bei Kindern ohne diese Indikationen? Dornbusch: In den letzten Jahren hat sich glücklicherweise gezeigt, dass schwere Verläufe bei Kindern sehr selten sind. Das ist die eine – sehr erfreuliche – Seite. Auf der anderen Seite ist zu bedenken: Long COVID gibt es leider auch bei Kindern. Manche haben etwa Monate lang schwere Konzentrationsprobleme, kommen in der Schule dadurch nicht oder fast nicht mit. So hat eine Langzeitstudie an über 1.300 0–18-jährigen Kindern und Jugendlichen gezeigt: Das Long COVID-Risiko und auch das Risiko erneut an COVID zu er kranken ist bei geimpften Kindern nach weislich deutlich geringer. „Gesund. Und wie!“: Der so genannte Variantenimpfstoff ist ja neu. Soll man da noch abwarten? Dornbusch: In den USA gilt die allgemei ne Impfempfehlung ab dem 6. Lebensmo nat. Da wurden bereits weit über 1 Million Kinder unter 5 Jahren gegen SARS CoV-2 geimpft und man sieht, dass der Impfstoff zumindest so gut vertragen wird wie die bisherigen Routine-Impfungen in dieser

Altersgruppe. Die mRNA-Technologie ist wirklich gut erforscht und sicher. Sie war ja schon Jahre vor der Pandemie entwickelt worden. Unter anderem deshalb ging die Impfstoffentwicklung so rasch. Bei den Va riantenimpfstoffen wird – wie bei der In fluenzaimpfung jedes Jahr – lediglich ein kleiner Teil geändert, was sich auf die Ver träglichkeit nicht auswirkt. „Gesund. Und wie!“: Viele Kinder ha ben Allergien. Ist das ein Problem beim Impfen? Dornbusch: Nein, einerseits kommen schwere Reaktionen nur in wenigen Fällen pro Million Impfungen vor, anderseits blei ben die Kinder ja nach der Impfung zur Beobachtung noch 15–30 Minuten lang in der Ordination. Schwere allergische Reak tionen treten ja meist schlagartig auf, so bald Kontakt mit dem Allergen vorhanden ist. Falls es in der Beobachtungszeit zu ei ner allergischen Reaktion kommen sollte, kann man sie gut behandeln. „Gesund. Und wie!“: Wann würden Sie – abgesehen von den Indikationen – noch zur Impfung raten? Dornbusch: Auch die jeweiligen Lebens umstände eines Kindes sind zu berück sichtigen: Wenn ein Kind zum Beispiel früh in die Kinderkrippe kommt und dort auf viele Kinder trifft, spricht das für die Impfung. Das gilt auch, wenn ein Kind Kontakt mit jemandem hat, der durch COVID sehr gefährdet ist – zum Beispiel hochbetagte Großeltern oder jemand mit unterdrücktem oder schwachem Immun system – etwa bei einer Krebsbehandlung. „Gesund. Und wie!“: Also insgesamt? Dornbusch: COVID mag bei Kindern zum Glück nur selten schwer verlaufen, aber die gute Verträglichkeit der Impfung, das signifikant geringere Risiko von Long COVID und auch von Reinfektionen spre chen für die Impfung. g sund und wie!

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